Als Reizwäsche oder Dessous (Lehnwort aus dem Französischen für „Unteres“), z. T. auch Lingerie, werden Kleidungsstücke bezeichnet, die dazu dienen können, den Geschlechtspartner sexuell zu erregen oder auch die eigene Eitelkeit zu befriedigen. Dies ist insbesondere Kleidung aus dem Bereich der Unterwäsche, die häufig speziell aus Materialien hergestellt wird, die als erotisierend empfunden werden und üblicherweise nicht im Bereich funktionaler Unterwäsche eingesetzt werden, beispielsweise Samt, Spitze, oder Satin. Diese Wirkung wird zusätzlich mit speziellen Schnitten unterstrichen. Dessous und Reizwäsche gibt es sowohl für Frauen wie auch für Männer, wobei das Angebot für Frauen deutlich vielfältiger und reichhaltiger ist. Häufig werden elegantere und hochwertiger verarbeitete Wäscheteile als Dessous bezeichnet, während provokantere Wäsche, insbesondere in bestimmten Farben wie Schwarz oder Rot, eher als Reizwäsche bezeichnet wird.
Die Geschichte der Reizwäsche ist eng verwoben mit der Geschichte der Unterwäsche. So changierten Unterkleider seit der Antike zwischen Funktionalität und Ästhetisierung. Technische Errungenschaften gingen stets mit der Hervorbringung neuer modischer Silhouetten einher.
Etwa Mieder und Unterrock wandelten sich dabei entlang historischer Modetrends: Von einer taillenbetonten Silhouette während des Mittelalters, hin zur schlanken Silhouette des 14. und 15. Jahrhunderts. Mit dem zeitgleichen Aufkommen des Korsetts im 15. Jahrhundert schreitet die ästhetische Formung des Körpers voran. Die konstruierten Silhouetten historischer Modetechniken dienten gleichermaßen dazu, die Geschlechtlichkeit reizvoll herauszubilden. Dabei unterlagen sie in ihrem historischen Wandel immer auch einem Politisierungsprozess. Mit der aufkommenden industriellen Revolution zum Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich eine Textilindustrie durch, die Mode nicht mehr entlang ständischer Kleiderhierarchie entwarf, sondern eine Wirtschaftlichkeit der Bekleidungs-, wie Unterbekleidungregime durchsetzte. Die enganliegende Korsage wurde zur Ikone der Sittenwahrung einer häuslichen Arbeitsaufteilung im bürgerlichen Milieu. Mit der Zuspitzung geschlechtlicher Sinnlichkeit löste sich die Funktionalität der Unterwäsche, wie sie noch in der Arbeiterklasse verbreitet war, hin zum Fetischobjekt, das die geschlechtliche Formung als Medium körperlichen Begehrens entwirft. Gleichermaßen war Kampf gegen das Korsett stets vom politischen Ringen um die Visualisierung weiblicher Körper begleitet, wie etwa bei den Suffragetten, deren zentrales Anliegen zu Beginn der Frauenrechtsbewegung neben dem Frauenwahlrecht auch die Ablehnung des Korsetts und seiner moralischen Implikationen beinhaltete.
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